Die Zauberin von Toledo by Rena Monte

Die Zauberin von Toledo by Rena Monte

Autor:Rena Monte [Monte, Rena]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2012-01-15T23:00:00+00:00


Isabella hatte schon so manches Fest miterlebt, das Don Jiménez für westgotische Verwandte und Freunde ausgerichtet hatte. Aber das Hochzeitsmahl, das Ibn Usaid für das junge Ehepaar vorbereitet hatte, übertraf in seinem Glanz und seiner Fülle alles, was sie bisher gesehen hatte. Schon von weitem hatte Isabella das gewaltige Schöpfrad der Wassermühle bewundert. Doña Juana hatte behauptet, die Araber benutzten diese Schöpfräder nur, um Christen an ihnen festzubinden und sie auf schreckliche Art zu foltern. Ramón klärte sie jedoch darüber auf, daß es sich hier um eine Getreidemühle handele, und zeigte sich empört über die gehässige Darstellung. Aus der Nähe erkannte Isabella, daß das Wasser für die Mühle aus einem kunstvoll angelegten Kanal zu dem Rad strömte. Hier, in der unmittelbaren Nachbarschaft des klaren Gebirgswassers, hatte der Müller mit seinen Mahlknechten zahlreiche Tische und Bänke aufgebaut. Unter der Last der Speisen und Getränke drohten die Tafeln, die mit bunten Tüchern geschmückt waren, schier zusammenzubrechen. Isabella ließ ihre Blicke hin und her schweifen und konnte doch nicht die unendliche Vielfalt der Früchte erfassen: Melonen und Pflaumen, Pfirsiche, Granatäpfel und Quitten, Kirschen, Apfelsinen, Trauben und Bananen, Feigen, Artischocken und Auberginen.

Sie wäre nur zu gerne stehengeblieben, um die bunte Pracht ausgiebig zu bewundern. Aber Ramón zog sie weiter, um Ibn Usaid zu begrüßen, der ihnen schon neugierig entgegensah. »Da habt Ihr Euch aber eine wunderschöne Frau ausgesucht, Yûsuf. Ein mancher wird Euch um sie beneiden.«

Ramón gab das Kompliment lächelnd zurück. »Auch Ihr könnt mit Euren Frauen zufrieden sein. Ist es wahr, daß Eure dritte Frau noch ein halbes Kind ist?«

»Warum auch nicht? Die Lieblingsfrau des Propheten, 'A'isa, wurde schließlich im Alter von neun Jahren zu ihm gebracht. Wartet, ich werde meine Frauen sogleich herbeirufen.«

Mit steigendem Unbehagen verfolgte Isabella die Unterhaltung. Aber als jetzt die Frauen lachend und schwatzend von der Feuerstelle kamen, auf der sich ein gewaltiger Hammel am Spieß drehte, mußte sie feststellen, daß keine dieser drei unglücklich schien. Ob sie nun wollte oder nicht: Sie wurde von den Frauen umringt, und sie hätten sie wohl mit zur Küche genommen, wenn Ramón nicht eingeschritten wäre. »Halt, laßt mir meine Gemahlin hier! In Kürze wird unser Herrscher eintreffen, und ich möchte nicht, daß ihr Brautkleid verschmutzt wird.«

Isabella warf ihm einen dankbaren Blick zu. Sie horchte auf entfernte Geräusche. Es war aber nicht al-Ma'mûn, der sich der Mühle näherte, sondern eine Gruppe von Gauklern und Tänzerinnen. Voran hüpfte ein häßlicher Mann, auf dessen Schulter ein possierlicher Affe saß und beinahe hübscher anzusehen war als sein Besitzer. Ein Bärenführer zog mit aller Kraft ein plumpes, zottiges Tier hinter sich her. Zwei Männer mit Kampfhähnen, die mit gesträubtem Gefieder anscheinend den Kampf kaum erwarten konnten, stolzierten inmitten des bunten Zuges. Ihnen folgten Spielleute mit arabischen Rohrflöten, zu deren durchdringenden Tönen der grazile Gang der Tänzerinnen so gar nicht passen wollte.

Bald darauf fuhren Kutschen vor, und Reiter kamen einzeln oder in Gruppen. Jeder von ihnen hielt sich an die muslimische Sitte, eine junge Frau nicht anzustarren.

Wer waren all diese Leute? Nur wenige kannte sie aus Toledo. Anscheinend



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.